Julius Finger

Julius Finger, geboren am 30. 6. 1826 in Wien und gestorben am 19. 12. 1894 in Millstatt, Kärnten, war der Sohn eines wohlhabenden Fabrikanten und bis 1887 Buchhalter bei einer Wiener Sparkasse. Den Wohnsitz in Unter-Meidling — seiner eigenen Note wegen gern von Naturfreunden aufgesucht — gab er 1891 auf, weil er vor der Belästigung durch die vordringende Stadt die Flucht ergriff. Von nun an ging er in der nach seinem Geschmack erbauten „Villa im Bärenfelde“ am Millstätter See Neigungen und Studien nach. Als leidenschaftlicher Sammler und Jäger schuf er sich seit der Mitte des Jahrhunderts eine großartige, viele Seltenheiten enthaltende Vogelsammlung. Die meist von ihm selbst präparierten Stücke stammten nicht nur aus der engeren Heimat (Krähenhütten des Marchfeldes, Entenfänge der Donau-Auen, Wiener Wildpretmarkt), sondern auch vom Neusiedler See, aus der Steiermark, von der Adria und anderen entfernten Landschaften des alten Kaiserstaates, in die ihn bis in die 70er Jahre viele Reisen führten. Einer der beliebtesten Vogelkenner aus der naturbeschreibenden Zeit Niederösterreichs, war er zugleich mit künstlerischer Begabung ausgestattet, malte selbst und stand dem damals gefeierten Hans Makart nahe. Auftrieb gab ihm die sorgfältig gepflegte Verbindung zu vielen Ornithologen aus der Naumann-Zeit bis zum Ende des Jahrhunderts. So war er unter anderem befreundet mit Oh. L. Brehm, Ch. v. Feldegg, A. v. Pelzein, Bl. Hanf (s. d.). 1876 gehörte er zu den Gründern des Wiener ornithologischen Vereins. Im selben Jahr vermachte er seine Sammlung (282 Arten in 483 Stücken) dem Naturhistorischen Hof-Museum in Wien; A. v. Pelzein beschrieb sie in Verh. Wien 1876. Trotz geistiger Regsamkeit griff er nicht oft zur Feder. Er hinterließ 14 Veröffentlichungen zwischen 1853 und 1890 in Naum., Verh. Wien, Mitt. Wien, Orn. Jb. Darunter befinden sich neben kleineren Mitteilungsblättern, Abhandlungen und feulletonistischen Versuchen der berühmte „Entenfang bei Holitsch“ an der March in Mähren (Naum. 6, 1856) und das 1. Verzeichnis der 394 damals bekannten österreichischen Vogelformen, die „Ornds Austriaca“ (Verh. Wien 7,1857).

— Lit.: Nachruf (von J. Zecha). Mitt. Wien 19, 1895, S. 31. – Nachruf (von P. Leverkühn). Orn. Ms. 20, 1895, S. 174/75. – Nachruf (von H. Glück). Orn. Jb. 7, 1896, S. 1—9 (mit Verz. d. Veröff.).

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© Gebrüder Harmsen, Wieden; Archiv der Universität Wien