PETER NORTH


 Peter North  (*1939, Wien; †2021, Millstatt) war weit mehr als ein Designer, Architekt und Wissenschaftler. Sein Leben war geprägt von der unermüdlichen Suche nach dem perfekten Zusammenspiel von Mensch, Technik und Natur. Als visionärer Denker und Praktiker verband er in seiner Arbeit neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit der Weisheit uralter Traditionen. North war ein Vordenker, der nicht nur in den Bereichen Industriedesign, Architektur und Landschaftsarchitektur Maßstäbe setzte, sondern auch als Lehrer und Forscher nachhaltige Konzepte in den globalen Diskurs einbrachte.

Geboren in Wien, führte ihn sein akademischer Werdegang an einige der bedeutendsten Bildungseinrichtungen der Welt. Peter North studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien, an der renommierten University of Pennsylvania in den USA und vertiefte seine Kenntnisse der Bionik an der Universität Mailand, Italien. 1990 promovierte er an der University of Illinois, wo er später als Professor emeritiert wurde. North war aber nicht nur ein theoretischer Denker. Seine berufliche Praxis war immer eng mit der konkreten Gestaltung von Lebensräumen verbunden. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung noch nicht den Stellenwert hatten wie heute, setzte North auf Projekte, die sowohl technologisch fortschrittlich als auch umweltbewusst waren. Dabei beschäftigte er sich mit Industriedesign, Architektur, Innenarchitektur und Landschaftsarchitektur – immer auf der Suche nach einer gesunden Koexistenz von Mensch und Umwelt.

Peter North war ein leidenschaftlicher Reisender. Auf seinen zahlreichen Expeditionen, die ihn unter anderem nach Kolumbien, Mexiko und in die USA führten, sammelte er nicht nur Objekte und Kunstwerke, sondern auch Ideen und Konzepte, die die Grundlage für sein Schaffen bildeten. Jeder Ort, den er besuchte, brachte ihm neue Inspirationen und Perspektiven, die er in seinen Arbeiten einfließen ließ. In seinen Notizbüchern, die ihn auf all seinen Reisen begleiteten, hielt er akribisch fest, was ihm begegnete. Von Skizzen über Notizen und Recherchen zu permakulturellen Ansätzen bis hin zu Bauanleitungen für nachhaltige Kläranlagen reichten seine Aufzeichnungen. Diese Notizbücher waren eine Fundgrube an Wissen, das er später unter anderem in seine akademische Arbeit integrieren konnte.

Notizbuch Peter North

North war einer der Gründungsprofessoren der Universität Gestalt y Design in Xalapa, Mexiko, und übernahm eine wichtige Rolle als akademischer Direktor am Moore College of Art & Design in Philadelphia. Außerdem war er Generaldirektor für Industriedesign an der Universität von Illinois und Mitglied des Kollegiums für Industriedesign an der Universität Los Andes in Kolumbien. Seine Lehrtätigkeit und seine Teilnahme an zahlreichen internationalen Vorträgen, Workshops und Seminaren, vor allem in Mexiko, haben viele junge Designerinnen und Architektinnen geprägt. Dabei stellte er immer wieder die Frage, wie Kunst und Design die Zukunft gestalten können und welche Rolle Nachhaltigkeit in der Gestaltung von Lebensräumen spielt.

Als ältester Sohn der Familie North, übernahm er nach dem Tod seiner Mutter die Villa North in Millstatt und belebte dieses von Mai bis Oktober. Die restliche Zeit des Jahres verbrachte der renommierte Professor und Zeichner unter anderem in den USA, Kolumbien und Mexiko. Er war, genau wie  Julius Finger (der Erbauer der Villa North) ein leidenschaftlicher Sammler, der von seinen unzähligen Reisen und wechselnden Lebensmittelpunkten Gegenstände, Literatur und Fotografien in die Villa mitbrachte.

Auszug aus einem Notizbuch von Peter North

Seit dem Tod von Peter North im Jahr 2021 wird die Villa North von den beiden Künstler:innen  Laurien Bachmann  und  Sebastian Six  genutzt und fungiert nun wieder als Arbeits- und Inspirationsort für Kunst- und Kulturschaffende aus der ganzen Welt. Sie haben in den vergangenen Jahren einen Kulturverein etabliert, der an der Schnittstelle von Kunst, Kultur und interdisziplinärer Forschung agiert. Im Zentrum der Villa North ist ein einzigartiges  Archiv  entstanden, das Einblick in das Leben und Werk sowie die Geschichte des Hauses gibt. Es umfasst nicht nur über 10.000 digitalisierte Objekte und Fotografien von Norths Reisen, sondern auch zahlreiche Notizbücher, Manuskripte und Bücher zu Themen wie Design, Technologie, Nachhaltigkeit, Permakultur sowie Kunst und Kultur aus aller Welt. Das Highlight des Archivs ist die neu gestaltete, mehrsprachige  Präsenzbibliothek  mit einer Sammlung von Fachliteratur in spanischer, englischer und deutscher Sprache. Das Archiv und die Bibliothek sollen internationalen Künstler:innen und Forscher:innen die Möglichkeit bieten, sich thematisch mit Design, Architektur und Bionik auseinandersetzen zu können.